3. SONNTAG DER OSTERZEIT

 

Lk 24,13-35

 

Durch alle Evangelien zieht sich, dass die Jünger erst um den Glauben an die Auferstehung ringen müssen. Sie begegnen dem lebendigen, auferweckten Jesus, aber weder Maria von Magdala, noch die zwei Emmausjünger, noch Petrus und die anderen, die in Galiläa wieder fischen gehen, erkennen ihn. Jesus muss sie direkt ansprechen. Ihnen die Augen öffnen.

Erzählt der Evangelist Lukas mit dieser Geschichte der Emmausjünger auch unsere Glaubensgeschichte? Wie kann Jesus für uns „lebendig“, „real“, in unserem Leben „anwesend“ sein? Vier Schritte erwähnt der Evangelist Lukas.

1. Wir müssen über Jesus reden. Wir müssen ihn zur Sprache bringen: Seine Erzählungen, seine Worte, seine Taten, sein Leiden, seinen Tod. Wie die zwei Jünger von Emmaus haben wir das Geschehen mit Jesus in Jerusalem in der Karwoche wieder miterlebt. Wirkt das noch nach? Oder haben wir alles wieder vergessen?

Wir müssen miteinander unsere Vorstellungen, Gedanken über Jesus austauschen. Auch unsere offenen, noch unbeantworteten Fragen. Wir müssen uns bewusst mit ihm beschäftigen, uns miteinander über seine Person auseinander setzen, versuchen mit ihm vertraut zu werden. - Tun wir das, als Christen, wirklich? Wann haben wir das letzte Mal wirklich mit anderen ein Gespräch über Jesus geführt? Ist er uns wirklich ein Anliegen?

2. Wenn wir das wirklich tun, dann ist er schon bei uns. Er begleitet uns, auch wenn wir ihn noch nicht erkannt haben.

3. Eine wichtige Rolle spielt hier die Bibel. Wie hat ein alter christlicher Denker es formuliert? „Die Bibel nicht kennen, heißt Jesus nicht kennen.“ Die Bibel ist für uns wichtig. Sie regt zum Glauben an. Aber auch hier gilt: Ich muss die Bibel zusammen mit anderen lesen. Im Alleingang schaffe ich das nicht und gebe ich schnell auf. Wir dürfen nicht vergessen: Die Bibel besteht aus uralten Texten, mit oft fremden Worten und Bildern, die wir oft nicht auf Anhieb verstehen können. Wir brauchen dazu Verstehens-Hilfen, Hintergrundinformationen, die uns zu Einsichten, zum Verstehen helfen. Und ab und zu spüren wir dann, wie diese Worte uns plötzlich direkt ansprechen, uns berühren, unter die Haut gehen. „Brannte da nicht unser Herz?“ stellen wir dann - im Nachhinein - die Frage.

4. Ein weiterer Weg auf dem Jesus für uns wirklich lebendig werden kann, sind unsere Mahlfeiern. Wie oft haben haben wir sie schon erlebt? Immer dieselben Handlungen, die uns so vertraut sind, dass wir nicht mehr darüber nachdenken, was da eigentlich geschieht.

Und trotzdem kann es Augenblicke geben, wo uns plötzlich die Augen aufgehen. Diese Feier ist nicht nur etwas Äußerliches. Sie erinnert an Jesus, sie „vergegenwärtigt“ ihn. Das Brechen des Brotes spricht uns an. Er spricht uns an. Er ist gegenwärtig und sagt uns: „Das Brot bin ich für euch. Es verdeutlicht mein Leben. Es sagt aus, welche Bedeutung ich für euch habe.“ Die vertrauten Handlungen werden zu einer Begegnung mit Jesus, ganz plötzlich, unspektakulär, ganz kurz. Denn auf einmal ist er nicht mehr da und sehe ich wieder nur das Äußerliche. Aber diese kurze Begegnung gibt mir wieder Kraft, verstärkt meinen Glauben an Jesus und schenkt mir innere Freude.

Die Freude von den beiden Emmausjünger ist so groß, dass sie - obwohl es schon dunkel ist - wieder diese zehn Kilometer nach Jerusalem zurückkehren um den anderen zu sagen, wie sie Jesus beim Brechen des Brotes wiedererkannt haben. Vielleicht ist das ein Fehler von uns heute, dass wir das nicht tun. Meistens reden wir anschließend nicht mehr über unsere Erfahrungen, unsere Gedanken und Gefühle, die bei uns in der Messfeier aufgetaucht sind. Ist Jesus deswegen vielleicht für uns zu wenig lebendig?

Die Geschichte über die zwei Jünger von Emmaus - ist das nicht auch unsere Geschichte?

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